Es war deprimierend, dass er sich noch nicht einmal etwas zu Essen aussuchen konnte. Im Grunde war er wohl nicht überlebensfähig in dieser Welt. Oder besser gesagt, in der zivilisierten Welt, denn in der Wildnis, war alles einfacher und er im Grunde ein König.
"Oder du nimmst das einfach in die Hand und ich vertrau dir da. Wenn du wüsstest was ich schon alles gegessen habe, würdest du dir keine Gedanken darüber machen, ob es mir schmecken könnte oder nicht."
Nein, er hatte wahrlich noch nichts wirklich ekliges zu sich genommen. Aber rohes Fleisch und das auch von einem Menschen, war wohl nicht jedermans Geschmack.

Ich nickte und drückte ihm einen Kuss auf und tippte die Nummer ins Telefon ein.
Als sich endlich wer meldete redete ich eine Weile auf italienisch mit dem netten Kerl und lachte einige male auf ehe ich auflegte und ihn angrinste.
"Wir haben 30 Minuten und dann bekommen wir essen." sagte ich lächelnd.
Ich legte die Karte und das Telefon weg und lehnte mich an ihn.

Er verstand zwar kein einziges Wort, wusste aber das dies Italienisch war. Man hatte ihm zwar keine anderen Sprachen großartig beigebracht, aber er hatte verstanden das die Welt so groß war, das es fast in jedem Land eine andere Sprache gab. Manche ähnelten sich, andere konnten verschiedener nicht sein.
"Und wie schlagen wir diese Zeit tot?"
Er war ein wenig hibbelig, da es wieder etwas neues war das auf ihn wartete und da er keine Angst hatte das etwas schlimmes passierte, war er positiv leicht aufgekratzt.

Ich überlegte eine Weile und zuckte dann mit den Schultern.
"Keine Ahnung, auf was hast du Lust?" fragte ich und legte den Kopf schräg.
Ich tapste zum Kühlschrank und holte Schokolade raus.
"Willst du?" fragte ich und hielt ihm die Packung hin.

Ganz leicht hob er seine Nase an, sog die Luft in schnellen flachen Zügen in seine Lunge und schüttelte schließlich den Kopf.
"Ich glaube nicht das ich das möchte."
Er kannte kein Schokolade und der Geruch war ihm auch fremd. Und bevor er nun etwas nahm, das ihm vielleicht nicht bekam, lehnte er vorsichtshalber ab. Doch kam er im Gegenzug zu seinen Worten auf sie zu, neigte sich zu ihr hinab und küsste sie sachte.
"Das kenne ich, das will ich, das mag ich.", grinste er leicht und verschwand damit auch schon kurz auf der Terasse, wo er ihre beiden Gläser noch herein holte und mit ihnen in Richtung Wohnzimmer verschwand, wo er sich auf das Sofa nieder ließ.

Ich blickte auf meine Schoki und dann zu ihm ehe ich mir ein Stück in den Mund steckte und sie dann wegpackte.
Als er mich küsste erwiederte ich sanft und leckte mir dann über die Lippen als er sich löste.
"Uhh, ja das mag ich auch." sagte ich und biss mir auf die Lippe.
Als er verschwand sah ich ihm nach und blinzelte ein paar mal.
Dann setzte ich mich auch in Bewegung und lief ihm nach ins Wohnzimmer.

---> Wohnzimmer

Er stromerte durch den Garten, beschnüffelte das wenige was dort wuchs und untersuchte schließlich aufmerksam die Umgebung am Zaun entlang. Dort roch es am aufregensten, wenn sich auch kaum noch ein Tier über den Zaun hinweg verirrte. Zumindest weit weniger als wie vor seinem Einzug in Minks Wohnung.
Den leisen Lärm den die Nachbarn machten, auch wenn man als Mensch nicht von Lärm sprechen würde, da man diese kaum hören konnte, ignorierte er gekonnt, da er sie zu den Alltagsgeräuschen steckte. Dies durfte man zwar nicht außer Acht lassen, das sie eine Bedrohung verraten oder zu einer werden konnten, aber sie gerieten eher in den Hintergrund. So maß er dem plötzlichem Ausruf der Kinder keine Aufmerksamkeit bei, worauf ihn der Fußball an der Flanke traf. Er erschrack fürchterlich und biß aus einer Reaktion heraus blitzschnell zu, worauf es einen Knall gab und der Lederball in Fetzen in seinem Maul hing.
Die Kinder kreischten laut auf, heulten und wurden hysterisch, als er ihr Auftauchen am Zaun mit einem Zähnefletschen und einem Knurren begrüßte. Zwar sah er sie nicht als Gefahr an, doch in seinem Revier wollte er sie nicht haben und das machte er ihnen unmissverständlich klar.

Die Kinder wagten es nicht näher zu kommen, sie sahen ihn ängstlich an, aber sie sahen auch den Ball in seinem Maul und waren wohl darüber äußerst schockiert. Doch es war der Gestank der Angst, der in ihm etwas hoch kommen ließ, so dass er einen Schritt auf den Zaun und damit auch auf die Plagen zuging. Doch noch bevor er eine zweite Pfote vor setzen konnte, schallte ein Pfiff durch die Luft und ließ sein Ohr in Richtung Terrasse zucken.
Minks Worte ließen ihn zu ihr sehen und sein Blick hatte etwas musterndes, leicht herausforderndes an sich. Und so nahm er die Kinder noch einmal ins Visier, er überlegte ob es nicht einen heiden Spaß machen würde, diese kleinen Wesen ein Stück zu hetzen. Doch Minks Körpersprache war zu deutlich, als das er sie ignorieren konnte.
Mit einem verächtlichem Schnauben wand er sich ab und kam ganz langsam auf Minks zu, ließ die Kinder aber nicht aus den Augen. Er blieb allerdings zwei Schritte vor ihr stehen, darauf wartend das die lärmenden Menschlein verschwanden, bevor er doch noch die Beherrschung verlor und er ihnen einen Grund zum Heulen gab.

Ich sah seinen Blick und brummte leise.
"Ich schwöre dir bei Gott wenn du auch nur einen Schritt dahin tust reiß ich dir die Eier ab und servier sie dir zum Abendbrot." flüsterte ich sehr wohl wissend das er mich hören konnte.
"Verschwindet endlich." zischte ich den Kindern zu und sah dann Rapha wieder an.
Dann zeigte ich nach drinnen und drehte mich seitwärts.
"Und du rein jetzt, kannst doch nicht die Kinder so erschrecken, du weißt das die meisten dich für einen zu groß geratenen Hund halten." murmelte ich und sah ihn streng an.

Er spuckte demonstrativ den Ball vor ihren Füßen aus und sah sie keine Sekunde lang an. Nicht um etwas zu demonstrieren, sondern weil er sie nicht weiter herausfordern wollte und das konnte ein falscher Blickkontakt bereits bedeuten.
Das sie es wagte nach drinenen zu schicken, ließ ihn leise Grollen, denn er war kein Hund und doch beugte er sich ihrer Dominanz, denn er verstand das er wohl gerade etwas falsch gemacht hatte. Aber gänzlich kleinlaut wollte er das Schlachtfeld nicht verlassen. Und so grummelte er immer noch vor sich hin, als er die Küche betrat. Und da er davon ausging in seinem Bett seine Ruhe zu haben, zog er sich in dieses zurück, wo er sich weiterhin leise motzend hinlegte.

Ich machte die Tür hinter uns zu und sah ihm nach.
"Musste das sein?" fragte ich und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Du bist unmöglich und wehe du beschwerst dich, diesmal bist du selbst schuld. Die Kinder erzählen sonst was und dann stellen die Leute fragen. Ich kann den schlecht erzählen das der Kerl den ich liebe gerne als Wolf in meinem Garten rum rennt." motze ich.
Ich fuhr mir über die Haare und drehte mich um und stützte mich an der Spüle ab.
Erst dieses Verlangen und dann dieser Fopah mit den Kindern. Ich werde grau.

Mit einem Knurren stand er auf, denn offenbar war für sie das Thema noch nicht durch und nur weil er in seinem Bett lag, bewahrte ihn dies nicht von ihren Worten. Aber er konnte dieser Situation nicht so recht entkommen, denn zwischen ihm und der wirklichen Ruhe, stand Minks.
"Was kann ich denn dafür?", wandelte er sich und blieb in der Küchentür stehen. "Ich habe nicht darum gebeten aus heiteren Himmel von diesem Lederdings getroffen zu werden und das dies nichts aushält, nun dafür kann ich wirklich nichts. Und mehr habe ich auch gar nicht getan."
Er verschränkte die Arme vor der Brust, aber so fest seine Haltung auch war, er sprach ruhig, eher leise zu Minks, denn er wollte hier nichts herausfordern.

Ich wischte das ganze mit einer Handbewegung weg und brummte.
"Es ist egal, es ist nun passiert und du musst lernen das nicht alles deinen Reißzähnen stand halten kann." murmelte ich und blieb immer noch mit dem Rücken zu ihm stehen.
Im Moment konnre ich mich nicht richtig konzentrieren und das war mir definitiv nicht recht.
Ich schüttelte den Kopf und drehte mich um.
"Entspann dich und mach nichts weiter kaputt ok?" sagte ich und wollte an ihm vorbei wieder ins Badezimmer.

Er wusste das seinen Kiefern nichts standhalten konnte, zumindest war ihm noch nichts begegnet das seine Zähne nicht klein bekommen hätten. Doch das behielt er für sich, denn so klug war er, dass diese Aussage wohl nicht so weise gewesen wäre sie laut auszusprechen.
Das Minks das alles mit einmal fort wischte und bereits wieder gehen wollte, ohne ihn auch nur eine Sekunde lang anzusehen oder zu berühren, gefiel ihm nicht. Und so war es eine rasche Bewegung und er versperrte ihr den Durchgang mit seinem Arm, direkt vor ihrer Brust, berührte sie dabei aber nicht.
"Was ist los?"

Mein Blick ruhte auf seinem Arm und ich schloss kurz die Augen.
"Nichts, nichts schlimmes.: sagte ich und lächelte ihn leicht an.
Ich strich mir übers Haar und trat von einem Bein aufs andere.
Noch war ich nicht bereit ihm wieder so nah zu kommen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
"Du kannst dich ruhig wieder hinlegen." murmelte ich.