Ich reagierte eigentlich nur aus Reflex und hechtete los als er mir den Anstoß dazu gab.
In mit tobten Angst und Wut um die Vorherrschaft und ich war mir irgendwie nicht sicher vor was wir eigentlich flüchteten.
Ich sah über meine Schulter und wollte wissen ob er noch hinter mir war, als ich mir sicher war sah ich wieder nach vorn und wich einem Baum aus. Jetzt dagegen zu rennen würde das ganze verzögern und das schien mir grad nicht so gut zu sein.

Sein Blick ging immer wieder hinauf zum Himmel, dabei geriet er nicht einmal ins Stolpern oder gar aus den Tritt. Ganz im Gegenteil, er hätte am liebsten seine Fähe zu einem noch schnelleren Tempo angetrieben, aber er wusste das auch sie beiden ihre Grenzen hatten und sie durch ihre frische Wandlung weit aus früher als er. Aber spielte das letztendlich auch keine Rolle, denn sie konnten ihm nicht wegrenne, das war etwas das nicht möglich war, selbst hier wo das Blätterdach so dicht war.
Und so kam es wie es kommen musste. Ein Schatten stürzte vom Himmel herab, brach durch das Geäst und fiel rasant zur Erde. Rapha spannte all seine Muskeln an, sprang mit einem mächtigen Satz über Minks hinweg und stellte sich quer zu ihr, so dass sie ihn mit voller Wucht in die Flanke rannte. Aber er blieb wie ein Fels schützend vor ihr stehen und knurrte jenen Mann an, der mit pechschwarzen Flügeln nur wenige Schritte vor ihnen stand.

Ich zuckte als ich den Schatten aus den Augenwinkeln sah und hob den Blick um zu schauen was da auf uns zu kam.
Dann zuckte ich nochmal als Rapha über mich sprang und ehe ich bremsen konnte rannte ich in ihn hinein und plumste auf meinen Hintern.
Ich schnaufte und schüttelte meine Schnauze ehe ich dann über den Rücken meines Mannes lugte und die Ohren aufstellte.
Ich scannte den Mann der dort stand und wenn mich meine Augen nicht täuschten dann hatte der Kerl Flügel. °Welcher verdammter Mann hatte den bitte Flügel?!° fragte ich mich und meine Ohren zuckte leicht.

Er drängte seine Fähe langsam ein paar Schritte weiter zurück, seine Zähne waren gefletscht und ein dunkles, tiefes Knurren stieg aus seiner Brust empor. Er würde nicht lange fackeln und schon gar nicht zögern. Weder würde er zurück in das Labor kehren, noch erlauben das man ihm seine Fähe raubte, vorher würde er sein Leben im Kampf lassen oder mit Glück den einstigen Engel besiegen.
"Na, na, na.", tadelte sein Herr ihn. "Hab ich dir nicht beigebracht das du als Lykanthrop weit mehr bist als ein Tier, das nur seinen Instinkten folgt? Du hast einen Mund zu reden, also benutze ihn auch, wenn du mir denn wirklich etwas zu sagen hast. Ansonsten hör auf damit, denn du weist, du kannst nicht gewinnen, denn du gehörst mir."
Obwohl er es nicht wollte, weil seine menschliche Gestalt nun mal seine schwächste und anfälligste war, wandelte er sich, um sich unterhalten zu können, ohne wirklich zu wissen warum er es tat. Dafür hasste er Damir gleich noch viel mehr, da er allein mit seinen Worten etwas in ihm auslöste, dass er ihn gehorchen ließ, ohne zu wissen warum dem so war.
"Laß uns in ruhe.", knurrte er und bleib weiterhin vor seiner Fähe stehen.
Schwer atmete Damir aus. "Das kann ich leider nicht. Du bist zu wertvoll für mich und was ich gehört und nun auch gesehen habe, ist sie nicht weniger von Wert wie du, auch wenn ihre Gene leider etwas verwaschen sind, da du sie nur gebissen hast."
"Wir werden nicht mit dir gehen, nicht lebend.", schüttelte Raphael den Kopf und spannte sämtliche Muskeln an.
"Wie theatralisch.", lächelte sein Herr und ließ seine Flügel verschwinden, was Raphael alamierte, denn nun war der empfindlichste Körperteil seines Herrn nicht mehr angreifbar und konnte nichts Gutes verheißen. "Aber du wirst keine Wahl haben, denn auch wenn du weiterhin vor mir fliehst, ich werde dich immer und überall ausfindig machen. Ja, nicht einmal in einer anderen Dimension bist du vor mir sicher, denn vor mir kannst du dich nicht verstecken. Und das du dein Leben verlierst, das denke ich, weiß ich auch zu verhindern."
Er atmete schwer aus und beschloß nicht weiter zu fliehen, er würde hier und jetzt bis auf den letzten Tropfen Blut in seinen Adern gegen Damir kämpfen.

Ich sah zu Rapha auf und war überrascht das er sich wandelte, hatte er dem Fremden doch klar gemacht das er ihn hier nicht haben wollte.
Als der Engel sprach zuckten meine Ohren und ich sah an Raphas Beinen vorbei. Ich war wirklich neugierig und wollte am liebsten fragen aber ich verkniff es mir.
Allerdings wollte ich ihm beistehen und wandelte mich hinter ihm, ich drückte mich an ihn und sah an seinem Arm vorbei.
"Rapha?" fragte ich leise und sah zu ihm auf.

Er wollte nicht länger zögern und war im Kopf bereits dabei den ersten Schritt zu machen, als er einen ihm sehr vertrauten Körper spürte, dem eine Stimme folgte die ihn aufhorchen ließ. Mit einem Knurren blieb er an Ort und Stelle stehen, ließ seinen Herrn aber nicht aus den Augen.
"Willst du uns nicht bekannt machen?", fragte Damir voller unschuld nach, als würden sie hier eine alte Bekanntschaft wieder aufleben lassen, die zu ihrem Leid auseinander gegangen war. Aber anstatt ihm zu antworten, wurde sein Knurren nur tiefer und bedrohlicher, bevor es ganz verstummte. Dieses Vorzeichen war nun etwas das Damir von ihm kannte und geschickt auszunutzen wusste.
"Du hast dir da eine Schönheit ausgesucht, 88."
Und ob es nun Zufall war oder von seinem Herr erahnt, in diesen Moment knackte ein Zweig hinter ihnen und kündigte seine Gefolgschaft an. Das war für Raphaels schwaches Nervenkostüm zu viel des Guten.
"Wir müssen weg.", raunte er leise und doch wandelte er sich in seine Wergestalt, spannte sich an und war drauf und dran seinen einstigen Herrn anzugreifen.

Ich sah zwischen den beiden hin und her und erhoffte mir irgendwelche Informationen.
Da aber weder der Fremde sich vorstellte, noch Rapha anstalten machte es mir zu verraten zupfte ich sanft an seinem Shirt und sah zu ihm auf.
Ich zuckte zusammen und sah mich um, ich fühlte mich eingeengt und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Als er sich wandelte war ich mir nicht sicher ob ich es ihm gleich tun sollte oder uns lieber hier raus porten sollte, das letzte erschien mir besser und ich sprang zu Rapha und schlang meine Arme um ihn.
"Nur Weg hier!" sagte ich und portete uns zwei Sektoren weiter.
Wir landeten in einer kleinen Höhle und ich sah zu ihm auf. "Wir müssen weiter, hier können sie uns folgen." sagte ich und krabbelte weiter in die Höhle, irgendwann kam ein wenig Licht und ich kletterte drauf zu, als ich den Kopf raus streckte wurde ich geblendet und ein paar Steine bröckelten ab und fiehlen in eine Schlucht.

Das sie ihn so plötzlich aus der Situation herausriß, brachte ihn etwas ins Wanken und er brauchte einen Moment um zu realisieren das sie sich nicht länger im Wald befanden, sondern erste einmal in der trügerischen Sicherheit einer Höhle. Aber da ihm bewusst war, dass in die Zwischenwelt nur ein Jumper gelangen konnte, war ihm klar das Damir sich einen angelacht haben musste. Stellte sich nur die Frage ob dieser in Lage war ihnen zu folgen oder ob sie nun erneut ihre Suche starten mussten. Und so folgte er seiner Fähe nicht auf dem Fuße, sondern ging ganz langsam rückwärts in ihre Richtung, wobei er sich auf alle Viere nieder ließ und seinen Blick nicht von jener Stelle abwand die vor ihm lag, obwohl er jenen Ort an den sie sich zuvor geportet hatten, mittlerweile nicht mehr sehen konnte. Doch war dies nicht notwendig, denn seine Ohren verrieten ihm bereits das ihre Verfolger auch hier waren.
Mit einem Ruck wand er sich um und rannte lautlos Minks hinterher. Er sah das Licht, konnte die frische Luft riechen und obwohl er nicht wusste was dort auf ihn wartete, packte er im Laufen seine Fähe, drückte sie fest an seinen riesigen Leib und sprang mit ihr in das Tageslicht, wobei er dafür sorgte das er mit dem Rücken voraus fiel, um sie zu schützen. Das er sich in ein Schlucht stürzte war nicht gerade etwas womit er gerechnet hatte, doch zu ändern war es nun nicht mehr, aber er vertraute seiner Frau durch und durch, so wusste er, dass sie für einen weiteren Sprung durch den Raum sorgen würde. Und egal wie der andere Jumper es bewerkstelligte ihnen zu folgen, sollte er dies doch nun erstmal im freien Fall versuchen.

Ich sah nach unten und sah mich nach einer Fluchtmöglichkeit um.
Es gab nur den Weg nach unten oder wieder in die Höhle rein, mir kam ein Gedanke aber ehe ich diesen zuende denken konnte wurde ich gepackt und fiehl in die Tiefe.
"Verdammte scheiße RAPHAEL!" schrie ich und klammerte mich an ihn.
Aus Reflex herraus kniff ich die Augen zusammen und portete uns an einen mir vertrauten Ort.
Unsanft landeten wir auf der Wiese die wir bei unserem ersten unfreiwilligen Besuch in der Zwischenwelt kennen gelernt hatten.
Ich zitterte und wankte ein paar Schritte ehe ich mich in einen Busch übergab.
Das war definitiv nicht witzig gewesen und dafür würde er eine Kopfnuss bekommen. Als sich mein Magen beruhigt hatte sah ich zu ihm und knurrte.
"Mach. Das. Nie. Wieder!" knirschte ich mit den Zähnen. "Wenn du mir einen Herzanfall bescheren willst geht das auch anders." meinte ich und plumste auf den Hintern.
Ich streckte meine Arme aus und öffnete sie für ihn.

Sein Vertrauen in ihr war begründet, auch wenn es immer noch reichlich weh tat, wie ihn die Erde empfing, doch diesen Schmerz konnte er einfach abschütteln, kaum das Minks davon wankte und er langsam auf die Pfoten kam. Gebannt lauschte er in die Welt hinein, wartete eigentlich darauf das Damir hier auch sofort auftauchen würde, aber offenbar hatte sein Plan fürs erst funktioniert. Aber war dies doch auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, dessen war er sich bewust, aber er musste nun nehmen was er bekam, denn viel würde das nicht mehr werden.
Schuldbewusst sah er zu seiner Fähe die aus dem Gebüsch heraus kam und ihn zurecht anmeckerte. Er sank in sich zusammen, was recht merkwürdig in seiner Wergestalt aussah, und kroch geduckt zu ihr. Seinen Kopf tief haltend, die Ohren angelegt, fiepte er leise und erwartete eine weitere Rüge.

Ich seufzte leise und lächelte leicht.
"Komm her Schatz." meinte ich. "Als ob ich dir lange böse sein kann?!" lächelte ich.
Meine Finger glitten durch sein Fell und ich drückte mein Gesicht hinein.
Sacht kraulte ich ihm die Ohren und gab ihm viele kleine Küsschen auf Kopf und Schnauze.
"Beim nächsten Mal warnst du mich einfach vor und dann ist gut." sagte ich und ließ ihn los.
Dann allerdings wurde mein Blick ernst.
"Wer war das Raphael und warum jagt er uns?" fragte ich und verschrenkte die Arme vor der Brust.

Ihre Finger hinter seinen Ohren, brachte diese dazu sich wieder aufzustellen, während er begann sich gänzlich zu entspannen. Sie war ihm offenbar nicht ganz so böse wie er befürchtet hatte und dafür war er ihr dankbar, denn letztendlich hatte er es nur gut gemeint, nur war seine Panik nicht unbedingt der beste Berater für eine rasche Flucht.
Bereits als sie von ihm abließ, wusste er was sie fragen würde und atmete schwer aus. Er zog sich einen Schritt zurück, erhob sich auf die Hinterläufe und lauschte ein letztes mal angestrengt in die Zwischenwelt. Doch nach wie vor war alles ruhig. So schüttelte er sich und zwang sich dazu seine menschliche Form anzunehmen.
"Du wirst mehr als nur diese Frage haben und diese eine werde ich dir hier und jetzt beantworten.", hob er an zu sprechen und schüttelte zugleich den Kopf. "Aber dann müssen wir auch schon weiter, denn wenn er uns folgt, dann wird er genau hier auftauchen und dann will ich nicht mehr hier sein. Denn er ist mein Herr, mein Schöpfer und er jagt mich, seit ich geflohen bin."

Ich lächelte meinen Mann an als er sich wieder wandelte und kuschelte mich in seine Arme.
"Ich hab immer zig Fragen weißt du doch, aber ich finde im Moment reicht es erstmal so." meinte ich.
Kurz holte ich Luft und sah mich um.
"Wenn sie hier wirklich auftauchen werden dann musst du mir sagen wo wir sicher sind. Ich kann uns überall hin bringen aber ich weiß nicht wie weit wir können oder was am sichersten ist." sagte ich.
Ich schloss die Augen einen Moment und strich mir über die Stirn.
"Italien?" fragte ich.

Fast hätte er humorlos aufgelacht, aber er konnte es sich gerade noch so verkneifen, denn es war nicht angebracht und er durfte seiner Panik nicht so viel Spielraum lassen.
"Wir sind wohl nirgendwo mehr sicher.", schüttelte er den Kopf und fuhr sich durch die Haare, denn er war nervös und so peinlich es ihm auch war, Angst machte sich in ihm breit.
"Aber ich denke das wir erstmal eine Landschaft brauchen, wo wir als Wölfe Abstand schaffen können, wobei das Gelände nicht überschaubar sein darf, denn du hast ja gesehen, er holt uns sogar als Lykanthropen zu jeder Zeit ein.", dachte er laut nach. "Und dann brauchen wir etwas wo er uns nicht einfach angreifen kann, denn auch wenn uns um jeden Preis haben möchte, er würde nicht das Risiko eingehen aufzufallen."
Er zwang sich ruhig und gleichmässig durch zu atmen, auch wenn es ihm äußerst schwer fiel.
"Was fällt dir da ein?"

Seine Beschreibung brachte mir viel und ich dachte angestrengt nach.
Einen Moment brauchte ich noch ehe ich ihn wieder ansah.
"Eine Stadt, mir fällt nur ein das wir in eine Stadt fliehen sollten aber welche?" murmelte ich.
Ich kniff die Augen zusammen und rieb mir über die Stirn.
"Was ist mit Las Vegas? Es liegt in der Wüste und ist immer voller Menschen." sagte ich. "Nein noch besser, was ist mir Frankreich, um Paris herum sind die Flächen nicht einsehbar aber trotzdem können wir uns in der riesen Metropole verstecken." sagte ich.
Ich lehnte meine Stirn gegen seine Schulter und seufzte.
"Wir werden also nie wieder ruhe haben?" fragte ich leise.