Er sah an sich selbst hinab, trug nicht mehr als eine Trainingshose und ein Shirt. Nicht mal Socken, Schuhe oder Unterwäsche befanden sich an seinem Leib und Minks dachte sie würde wie ein Penner herumlaufen? Was sollte er dann erst sagen? Wobei, er ja nun wirklich ein völlig Mittelloser war und froh sein konnte, das er überhaupt etwas am Leib trug.
Ihre Hand nehmend und dabei innerlich immer noch grinsend, da sie zuvor noch einmal zurück geeilt war, um sich einen Kuss von ihm zu stehlen, befanden sie sich bereits im nächsten Moment mitten im Wald.
Iritierte sah er sich um, denn daran musste er sich eindeutig noch gewöhnen. Er hatte nun auch eher damit gerechnet das sie zu Fuß hier her gehen würden oder einfach nur durch die Gegend schlenderten. Aber sie standen unter freien Himmel, die Luft war klar und rein, und um sie herum befanden sich keine Mauern.
Statt eines Wortes des Dankes, schenkte er ihr einen seichten Kuss, ehe er nicht mehr an sich halten konnte und im nächsten Moment als Wolf über die Lichtung hetzte. Er liebte es den weichen Boden unter seinen Pfoten zu spüren, der seine Tritte buchstäblich verschluckte, während das grüne Gras an seinen Beinen entlang strich. Seine Nase wurde mit so vielen Gerüchen überflutet und keiner davon war künstlich, so wie all die Geräusche die sie umgaben, wobei einige verstummten, da sich nun doch ein potentieller Jäger hier befand.
Er wälzte sich im Gras, schob sich ein wenig auf der Flanke liegend durch dieses hindurch und rannte wieder wie von der Terantel gestochen los. Aber letztendlich kehrte er mit voller Geschwindigkeit zu Minks zurück, sank vor ihr in den Vorderpfoten ein, bis er mit der Brust auf dem Boden lag und sah schwanzwedelnd zu ihr auf.

Wir tauchten auf der Lichtung auf und seufzte. "Ahh, ich bin gerne hier." murmelte ich und schloss einen Moment die Augen.
Ich sah ihm zu und ließ mich ins Gras sinken, es war ruhig und der Wind wehte leicht.
Meine Augen folgten ihm und ich strich meine Haare aus dem Gesicht. Ich lehnte mich an einen Baum und streckte meine Beine aus.
Als er zu mir kam lächelte ich ihn an und streckte meine Hand nach ihm aus und strich über seine Nase.
"Gefällt es dir?" fragte ich leise und klopfte auf den Platz zwischen meinen Beinen.

Offenbar war es Minks gerade nicht nach viel Bewegung und obwohl es ihm förmlich in den Pfoten brannte, akzeptierte er dies, wenn auch nur mit einem Schnauben. So erhob er sich, rieb seinen Kopf unter ihrem Kinn entlang und schlechte ihr anschließend über den Hals, denn es gefiel ihm hier sehr gut. Doch ihr Angebot musste er vorerst ausschlagen, denn er konnte gerade nicht still sitzen oder liegen.
Über ihre Beine hinwegspringend, neigte er seinen Kopf und folgte seiner Nase in willkürlichen Bahnen über die Lichtung, an ihrem Rand enlang und letztendlich verschwand er im Unterholz. Dort verschluckten in die Schatten des Waldes, er bewegte sich lautlos zwischen den Bäumen hindurch und erblickte nun so manches Tier, welche er aus Büchern kannte und nun zum erten mal lebend gegenüber stand.

Ich genoss seine zärtlichkeiten und blickte ihm nach als er dann verschwand. Das war für mich nur recht und so konnte ich mich entspannen und schloss ein wenig die Augen.
Die letzten kraftvollen Strahlen der Sonne wärmten mich ein wenig und langsam tauchten die ersten Nebelschwaden auf die typisch Silent Hill waren.
Mein Blick wanderte über die Lichtung und am anderen Ende tauchte eine kleine Herde Rehe auf, gespannt musterte ich sie, sie waren aufmerksam und ich war mir sicher das Raphael der Grund dafür war. Doch er war nicht zu sehen und sie kamen ein wenig weiter auf die Lichtung und begannen zu grasen.

Unbewusst begann er in Kreisen um die Lichtung zu laufen, wobei dieser immer größer und größer wurden. Er war sich dabei zwar sicher Minks noch in seinen Ohren zu haben, doch auch sein Gehör besaß grenzen und so verstummte ihr Herzschlag. Aber dies war für ihn kein Grund nervös zu ihr zurück zu kehren, denn nach wie vor hatte er die Lage unter Kontrolle. Denn jede fremde oder neue Spur, die seine Kreise durchbrechen würde, würde seiner Nase nicht entgehen und so befand er Minks in Sicherheit, etwas das für ihn sehr wichtig geworden war. Und dies war auch der Grund, warum er sich erlaubte die Gegend, die nun zu seinem Revier werden würde, genauerstens zu erkunden. Er musste sich hier auskennen wie in seiner Westentasche, nur so war er Herr des Landes und sein Rudel in Sicherheit.

Ich beobachtete die kleine Herde und vergass darüber die Zeit. Er war schon eine Weile unterwegs und ich war nicht sicher ob er wieder kam, so stand ich auf und verscheute damit die Rehe.
Ich fuhr mir durchs Haar als ein schwarzer Wolf aus dem Unterholf trat und ich wollte gerade auf ihn zu laufen als ich in rote Augen blickte.
°Oh nein....° zuckte es mir durch den Kopf. Das war definitiv nicht mein Wolf.

Ein Ruck ging durch seinen Körper, als seine Nase mit einmal einen Geruch wahr nahm, der vor dem letzten Kreis definitiv noch nicht da gewesen war. Es war hier also jemand vorbei gekommen und auf dem Weg zu seiner Minks.
Vorsichtig und bis aufs äußerste angespannt, folgte er der Fährte, die eindeutig wölfisch war. Doch dieser roch nicht wie er, ihm fehlte das gewisse etwas. Allerdings haftete eine leichte Prise Mensch an ihm und damit war Raphael klar, das hier war ein Werwolf.
Seine Pfoten flogen förmlich über den Waldboden, vollkommen lautlos hetzte er durch die Bäume, schlug dann mit einmal einen andere Richtung ein und war erleichtert zu hören, das es keinen Kampf gab, kein Gedrohe und Minks Herz zwar ein wenig aufgeregt, aber ruhig schlug.
Direkt hinter ihr brach er durch das Unterholz und trabte auf sie zu. Er schob seine feuchte Nase in ihre Hand, hob diese leicht an, damit sie auf seinem Kopf zu ruhen kam und schob sich dann mit einem Schritt leicht vor sie. Er lehnte sich mit seiner Flanke an ihr Bein und war darum bemüht möglichst entspannt zu sein, denn er wollte keinen Ärger.

Ich blickte den Wolf an und dieser kam gemächlich bis zur Mitte der Lichung auf mich zu. Er war riesig und mir klappte der Mund auf.
Mein Blick wanderte zu Raphael als ich ihn an meiner Hand spürte und seufzte zufrieden. "Ich dachte du bist weg." flüsterte ich leise.
Der große Wolf musterte uns und legte die Ohren ein wenig an ehe er sie wieder aufstellte und sich hinsetzte als wäre nichts.
Ich streichelte sacht sein Fell und entspannte mich langsam wieder.
Ein knurren war zu hören und ein kleinerer grauer Wolf trat aus dem Unterholz und blieb ein wenig hinter dem schwarzen stehen.

Hatte er das gerade richtig verstanden? Sie dachte er wäre weg?
Mit einem deutlich amüsierten Blick aus seinen menschlich blauen Augen, sah er zu ihr auf und rieb seinen Kopf an ihren Unterleib, den er noch mühelos erreichte. Aber dann beobachtete er den anderen Wolf wieder, der ihn nicht nur einen Kopf überragte, sondern gleich um eine ganze Körpergröße. Doch besonders beeindruckt zeigte er sich davon nicht, denn zum einen war Größe nicht alles und zum anderen schlummerte in ihm noch eine weitere Gestalt, die ihm gewisse Vorteile beschaffen würde, so dass er hier nichts und niemanden zu fürchten hatte. Aber das brauchte er auch nicht, denn der schwarze Wolf setzte sich und entspannte die Lage damit auf der Stelle.
Daran konnte selbst das Auftauchen des zweiten Wolfes nichts ändern, wobei es Raphael langsam zu viel wurde. Ein Wolf war für ihn noch eine Hürde an die er sich heranwagte, doch zwei war ganz klar einer zu viel. Und so drückte er Minks leicht nach hinten, zum Zeichen das er hier weg wollte, zwar wäre er noch gern etwas mit ihr zusammen herumgestromert, aber das zog einen ungewollten Schlußstrich darunter.

Ich beobachtete die Wölfe und strich Raphael weiter über den Kopf. Der schwarze Wolf sah uns an und schnaufte dann als der andere knurrte.
Der Wolf sah uns noch an und wedelte einen Moment mit dem Schwanz ehe er seinem Partner antsieß und die beiden rennend im Wald verschwanden. Als hatte er gemerkt das Raphael es nicht mochte das sie hier waren.
"Ich glaube das waren Wölfe vom Argeneau Rudel." meinte ich und hockte mich neben ihn und streichelte sein Fell.
Vorsichtig ließ ich mich auf die Wiese plumsen und stupste ihn sacht an.
"Entspann dich, die beiden sind weg und kommen sicher auch nicht wieder, sie sahen wie ein Paar aus und wenn ich das richtig verstanden habe dann laufen sie hier immer."

Obwohl die Wölfe nicht mehr zu sehen waren, wofür sie für Minks weg waren, folgte er ihnen noch mit seinem Gehör. Und er merkte auch das die beiden mit Absicht ein paar Zweige knacken ließen, damit er hören konnte, das sie sich wirklich von ihnen entfernten. Und als es ihm nicht mehr möglich war sie zu hören, wand er sich schließlich zu Minks herum und schenkte ihr eine wölfische Umarmung, worauf sie rückwärts im Gras zu liegen kam und er sie buchstäblich unter sich begrub.
Er schleckte ihr über Hals und Kinn, fiepte leise und war letztendlich froh darüber, das ihr nichts passiert war. Er musste in Zukunft besser aufpassen oder sich rascher an diese Welt gewöhnen, damit er seine Fähe immer und zu jederzeit in Sicherheit wusste. Und er musste auf sie aufpassen, denn sei besaß keine Klauen und keine Zähne, um sich zu wehren.

Ich blickte überrascht zu ihm auf und lachte leise.
"Nicht so stürmisch." meinte ich und grub meine Hände in sein Fell. Ich drückte mein Gesicht in sein Fell und küsste ihn sacht auf den Hals.
"Ah, ich bin glücklich." sagte ich leise und schloss entspannt die Augen.
Egal wo wir waren solange er bei mir war ging es mir gut und ich summte leise.
Die Sonne ging langsam unter und der Himmel färbte sich rot und ich lächelte.
"Wow, schau.." flüsterte ich.

Das waren Worte die er verstand und die ihn selbst glücklich machten. Und so legte er seinen Kopf neben dem ihrem ab und lauschte ihrer leisen Melodie, bis sie ihn auf etwas hinwies. Er sah auf und in die Richtung die sie ihm deutete. Langsam setzte er sich hin, wobei er nicht von ihr runter ging, und wandelte sich mit einmal.
Noch immer hielt er den Himmel in Blick, es war faszinierend und so etwas hatte er noch nie zuvor gesehen.
"Was ist das denn? Hat es was zu bedeuten? Bleibt es so oder verschwindet es wieder?"

Ich blickte in den Himmel und dann überrascht zu ihm als er sich wieder wandelte.
Mein Herz fing an schneller zu schlagen und ich blinzelte ein paar mal.
Ich sah wieder nach oben und lächelte.
"Das ist die Sonne, wenn sie unter geht und die letzten Strahlen den Himmel berühren dann entstehen diese Lichter. Und wenn sie ganz weg ist dann wird der Himmel dunkel." sagte ich und sah mir das Schauspiel an.
Ich sah ihn an und freute mich das ich ihm diese Dinge alle zeigen durfte.